Familiennamen in Linz ab 1240

Helmuth Feigl in Historisches Jahrbuch der Stadt Linz, 1965.

Die angeführten Namen entstammen alle aus den überlieferten Urkunden ab 1240 und weisen auf Personen hin, deren gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Rang es erlaubte als Zeuge oder Akteur auftreten zu können.

Vergleich des Frauen- und Männeranteils in den Urkunden
Vergleich des Frauen- und Männeranteils in den Urkunden

Man unterscheidet fünf grundsätzliche Arten von Namen:

1.) Rufnamen/Taufnamen:

 

Rufnamen oder Taufnamen entsprechen unseren heutigen Vornamen. 

Männernamen
Männernamen

sonstige: Alram, Arnold, Pilgrim, Poppo, Bruno, Buono, Dietrich, Dietwin, Engelschalk, Erchenger, Gonzo, Hertnid, Jakob, Lee, Leutwin, Liebhard, Nertwin, Ottokar, Sieghart, Walchun, Walter, Wisonto, Wulfing

Frauennamen
Frauennamen

Um bei größeren Siedlungen (Bildung von Städten) einen einzelnen Bewohner zweifelsfrei identifizieren zu können wurden im Laufe des Mittelalters Beinamen notwendig.

Es lassen sich auch die Beinamen in unterschiedliche Kategorien einteilen.

2.) Nähere Bezeichnung durch Verwandte:

 

a. durch den Vater (Hermannus filius Popponis, Sigehardus gener Friderici de Awe) b. durch die Mutter (Hainrich vrowen Tuten sun und Ulrich sîn bruder)

 

c. durch den Vetter (Eberhardus consobrinus Wachrainarii)

 

d. Durch den Ehegatten (bis heute so üblich)

 

e. Durch die Ehegattin (Cholochus maritus Sitichinne)

 

f. Durch die Schwiegermutter (Siboto gener Fabrisse)

 

Aus denselben Gründen, warum der Vorname alleine zur Identifikation nicht auslangt hielt sich auch die Bezeichnung durch Verwandte nicht lange.

Man verwendete daher ab dem 15.Jhdt vor allem Berufs-, Herkunfts- oder Übernamen.

Vergleich des Prozentsatzes der Verwendung von Berufs-, Herkunfts- und Übernamen.
Vergleich des Prozentsatzes der Verwendung von Berufs-, Herkunfts- und Übernamen.

3.) Berufsnamen:

 

a. nach Ämtern: z.B. Richter, Mautner, Zöllner (z.B. Siboto iudex cum universitate civium Lincensis civitatis, Cunradus thelonearius, )

 

b. nach Berufen: nachgewiesen: Schmied (Siboto faber), Wagner (der wagner Chunrat), Schneider (Otto der snaytaer), Kürschner (Wernhart der kürschner), Koch (Markward der koch)

 

c. nach sonstigen Tätigkeiten: Schüler (Engelperthus dictus scolaris), Pais (Ulrich der Pais von „beizen“=jagen), Vutrer (Otacher Vutrer – wahrscheinlich mit Viehfütterung betraut)

 

d. Standesbezeichnungen (Albero Malchinger und „servus eius“)

4.) Herkunftsnamen:

 

a. Linz als Herkunftsort (Arnolt de Linza, Ulricus de Lintte)

 

b. nach Lage des Hauses innerhalb der Stadt (Cunradus uf dem graben, Walther in angulo, Eberhardus ante portam)

 

c. nach einem Herkunftsort außerhalb der Stadt

1. andere Städte (somit bürgerliche Herkunft): Herbordus Pataviensis (aus Passau), Chunradus de Everdinge, Heinricus de Assa (aus Aschach), Meinhardus de Ybsa, Jakob von Wels, Rudiger von Aussee

2. Dörfer, Weiler, ländl. Gegenden (somit eher bäuerliche Herkunft): Konrad Wachrainer (Wagram in Pasching), Ulrich Findsgut (Findsgut in Leonding),...

5.) Übernamen (Namen, die auf Eigenschaften verweisen, sonstige Namen):

 

a. Nach Aussehen oder Charakter: Dietricus Mutus (mutus=stumm), Otto Plenchel (von blanc=weiß, glänzend), Bernhardus Ruchlose („ruchlos“=unbekümmert, sorglos), Marquardus Muleich (müelîch= bekümmert, sorgenvoll), Marquardus Wenagal (a wengal), Seidenschwanz (eine eitle Person), Garzhon (entweder von garzen= Knarren oder auch stinken, verdorben sein oder von einem Tiroler Flurnamen Garzan)

 

b. nach auffälligen Körperteilen: Siboto Hentel (Händel), Heinrich der Chroppf

 

c. Tiernamen: Heinricus civis in Lintz cognomine lupus

 

d. nach Werkzeugen oder Waffen: Hornporst: entweder Abortbürste oder Bast von einem Hirschgeweih.

 

e. Geldnamen: Leupold Schillinch, Ulreich der Pfennich

 

f. Vornamen: H. Gundolt, Otto Renzle (von Renz= Reinhard oder Laurenz)

 

 

 

Zusammenfassung von Christoph Weilnböck

Die Originalpublikation zum Download und selbstständigem nachschmökern findet man hier.


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